Pieter Claez , Vanitas, 1630 (Mauritshuis, Den Haag)

„Bei der Ent­deckung un­bekann­ter Dinge und in der Unter­suchung ver­bor­gener Ursachen werden durch gesicherte Experimente und demon­strier­barer Argumente über­zeugendere Resultate erhalten als durch wahr­schein­liche Ver­mutungen und die Meinung philo­sophischer Speku­lanten.“

William Gilbert

Forschung

Einführung

Ein immer währendes Ziel der Industrie ist die weitere Miniaturi­sierung von elektrischen, elektro-optischen und elektro-mechanischen Bau­elementen auf Silicium-Basis. Die bislang zu deren Produktion verwendeten Techniken werden in naher Zukunft an ihre wirtschaft­lichen und technischen Grenzen stoßen. Schon gegen­wärtig rentieren sich die hohen Investitionen zur Entwicklung neuer Struktur­elemente im Nanometer­maßstab nicht mehr für kleinere Stück­zahlen oder bedingen hohe Stück­preise. Zudem führt die momentan ausschließlich genutzte top-down-Strategie – die Vorgehens­weise vom Großen zum Kleinen – aufgrund der subtraktiven Arbeitsweise zu einer Verschwendung von kostbarem Material. Deshalb wird nach neuen Methoden gesucht, mit denen die gewünschten Struktur­breiten unterhalb von 100 nm auch für kleinere Stück­zahlen wirtschaftlich zugänglich sind.

Funktionale Strukturelemente aus Nanopartikel

Seit einiger Zeit wird an der Umsetzung der bottum-up-Strategie – der Vorgehens­weise vom Kleinen zum Großen – zur Herstellung von Struktur­elementen im Nanometer­maßstab gearbeitet. Dabei wird u. a. die als Selbst­organisation bezeichnete spontane Struktur­bildung in dynamischen Systemen ausgenutzt. Ausgangs­punkt für die Entwicklung dazu geeigneter Systeme ist die Kolloid­chemie, die Nano­partikel aus einem großen Spektrum an Materialien bereitstellen kann; zudem sind Nanopartikel z. B. durch Pyrolyse von precursor-Gasen im Heiß­wand- oder Mikro­wellen­reaktor zugänglich.

Neben der Herstellung und Modifikation von Nanopartikel in Lösung können auch die "trocken" hergestellte Nano­partikel, gegebenen­falls unter Zusatz von Stabilisatoren, mit geeigneten dispersen Medien stabile Suspensionen bzw. Lösungen bilden und somit quasi wie Flüssig­keiten gehandhabt und verarbeitet werden. Zur Modifikation von Nano­partikeln kann z. B. eine Schutz­hülle aufgebracht werden, die deren Hand­habung erleichtert. Die Schutz­hülle kann später entweder durch Wärme­behandlung oder unter Vakuum entfernt werden, durch ihre Eigenschaften zur Selbst­organisation der Nanopartikel beitragen oder als Dielektrikum die elektrischen Eigenschaften beeinflussen. Die auf das Substrat bzw. auf eine bereits vorhandene Schicht aufgebrachten Nanopartikel können entweder in disperser Form belassen werden um größenabhängige Eigenschaften aus­zunutzen, oder bei niedrigen Temperaturen gesintert werden.

Die geringe Größe nano­strukturierter Materie bedingt chemische und physikalische Eigenschaften, die denen der jeweiligen Fest­körper (bulk) nicht zu eigen sind. Das Auftreten dieser Eigenschaften wird unter dem Begriff Quanten­größeneffekte (quantum size effects) zusammen­gefasst. Aufgrund der zur Auswahl stehenden Material­vielfalt können sowohl elektrisch funktionale Schichten aus leitendem, halb­leitendem und isolierendem Material, als auch chemisch und physikalisch aktive Schichten verwirklicht werden: So können dünne nano­strukturierte Schichten als Licht­barriere, Diffusions­barriere, Passivierungs­schicht oder Struktur­schicht dienen.

Zur Reproduktion von funktionalen Struktur­einheiten können die Nano­partikel aus der Suspension abgeschieden oder durch Druck­verfahren in der Suspension auf ein Substrat aufgebracht werden. Prinzipiell sind durch sukzessives Aufbringen mehrerer Schichten von nano­strukturierter Materie Strukturen in drei Dimensionen zugänglich. Wesentlich für die Realisierung von Bau­elementen auf der Basis von nano­strukturierter Materie ist neben der elektrischen Kontaktierung der funktionalen Einheiten eine gleichmäßig dichte Anordnung der Nano­partikel in Form von Mono- und Multi­schichten. Diese kann durch das Auf­bringen von dünnen Filmen durch spin- und dipcoating oder durch verschiedene Druck­techniken erreicht werden. Dazu eignen sich sowohl Verfahren aus dem Bereich des impact-Drucks (Hoch-, Tief-, Flach- und Sieb­druck) als auch des non-impact-Drucks (Tintenstrahl­druck, airbrush, Gießen). Dabei ist eine an das konventionelle Drucken angelehnte Arbeitsweise nicht zwangsläufig auf eine spezielle Atmosphäre oder ein bestimmtes Substrat festgelegt.

Die bei der bottom-up-Strategie angewandte additive und damit material­sparende Arbeitsweise konnte bisher noch nicht in einem groß­technischen Prozess verwirklicht werden. Jedoch lassen die mit dem Auftreten von Quantengrößen­effekten einhergehenden Forschungs­aktivitäten auf eine Anwendung von nano­strukturierter Materie in funktionalen Bauelementen hoffen.

Forschungsschwerpunkt

Schwerpunkt meiner Forschung ist die Unter­suchung des elektrischen Transports in dünnen Nanopartikel-Schichten aus halbleitenden Materialien. Die Untersuchungen sollen einen Beitrag zur Antwort auf die Frage leisten, in wieweit in solchen Systemen eine hinreichend hohe Leitfähigkeit auftritt um daraus aktive elektronische Struktur­elemente verwirklichen zu können. Dazu werden selbst präparierte Modell­systeme mit Hilfe der Impedanz-Spektroskopie charakterisiert.



Veröffentlichungen

  • [1]  J. Nelles, D. Sendor, A. Ebbers, F.-M. Petrat, H. Wiggers, Ch. Schulz, U. Simon, Colloid. Polym. Sci. 2007, 285(7), 729-736; doi: 10.1007/s00396-006-1622-4.
  • [2]  J. Nelles, D. Sendor, M. Bertmer, A. Ebbers, F.-M. Petrat, U. Simon, J. Nanosci. Nanotechnol. 2007, 7(8), 2818-2822; doi: 10.1166/jnn.2007.866.
  • [3]  J. Nelles, D. Sendor, F.-M. Petrat, U. Simon, Chemie Ingenieur Technik 2007, 79(9), 1460-1461; doi: 10.1002/cite.200750277.
  • [4]  A. Sinitskii, St. Neumeier, J. Nelles, M. Fischler, U. Simon, Nanotechnology 2007, 18(30), 305307; doi: 10.1088/0957-4484/18/30/305307.
  • [5]  J. Nelles, D. Sendor, F.-M. Petrat, U. Simon, J. Nanopart. Res. 2009, 12(4), 1367-1375; doi: 10.1007/s11051-009-9676-0.
  • [6]  J. Nelles, E. Rodríguez Castellón, U. Simon, Mater. Res. Soc. Symp. Proc. 2011, 1359mrss11-1359-nn11-10 doi: 10.1557/opl.2011.769.

Tagungsbeiträge: Poster & Vorträge

  • [1]  J. Nelles, D. Sendor, F.-M. Petrat, U. Simon, Functionalization of silicon nanoparticles via hydrosilylation with 1-alkene. 13. Vortragstagung der Wöhler-Vereinigung für Anorganische Chemie, Aachen, Germany, 2006.
  • [2]  J. Nelles, D. Sendor, U. Simon, Functionalization of Silicon Nanoparticles via Hydrosilylation with 1-Alkenes. COE-LCC Keio-Aachen joint symposium, Aachen, Germany, 2006.
  • [3]  J. Nelles, D. Sendor, U. Simon, Functionalization of Silicon Nanoparticles via Hydrosilylation with 1-Alkenes. nanoelectronic days, Aachen, Germany, 2006.
  • [4]  J. Nelles, D. Sendor, F.-M. Petrat, U. Simon, Funktionalisierung von Silicium-Nanopartikeln. ProcessNet-Jahrestagung, Aachen, Germany, 2007.
  • [5]  J. Nelles, U. Simon, Preparation and electrical characterization of silicon nanoparticles. 8th International Symposium on Electrochemical Impedance Spectroscopy, Carvoeiro, Portugal, 2010.
  • [6]  J. Nelles, U. Simon, Silicon Nanoparticles Stabilized with Organic Molecules: Building Blocks for Printable Electronics. MRS Spring Meeting, San Francisco, USA, 2011.
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