Forschung
Einführung
Ein immer währendes Ziel der Industrie ist die weitere Miniaturisierung von elektrischen, elektro-optischen
und elektro-mechanischen Bauelementen auf Silicium-Basis. Die bislang zu deren Produktion verwendeten
Techniken werden in naher Zukunft an ihre wirtschaftlichen und technischen Grenzen stoßen. Schon
gegenwärtig rentieren sich die hohen Investitionen zur Entwicklung neuer Strukturelemente im
Nanometermaßstab nicht mehr für kleinere Stückzahlen oder bedingen hohe Stückpreise. Zudem
führt die momentan ausschließlich genutzte top-down-Strategie – die Vorgehensweise
vom Großen zum Kleinen – aufgrund der subtraktiven Arbeitsweise zu einer Verschwendung von kostbarem
Material. Deshalb wird nach neuen Methoden gesucht, mit denen die gewünschten Strukturbreiten unterhalb
von 100 nm auch für kleinere Stückzahlen wirtschaftlich zugänglich sind.
Funktionale Strukturelemente aus Nanopartikel
Seit einiger Zeit wird an der Umsetzung der bottum-up-Strategie – der Vorgehensweise vom
Kleinen zum Großen – zur Herstellung von Strukturelementen im Nanometermaßstab gearbeitet.
Dabei wird u. a. die als Selbstorganisation bezeichnete spontane Strukturbildung in dynamischen
Systemen ausgenutzt. Ausgangspunkt für die Entwicklung dazu geeigneter Systeme ist die Kolloidchemie,
die Nanopartikel aus einem großen Spektrum an Materialien bereitstellen kann; zudem sind Nanopartikel
z. B. durch Pyrolyse von precursor-Gasen im Heißwand- oder Mikrowellenreaktor zugänglich.
Neben der Herstellung und Modifikation von Nanopartikel in Lösung können auch die "trocken" hergestellte
Nanopartikel, gegebenenfalls unter Zusatz von Stabilisatoren, mit geeigneten dispersen Medien stabile
Suspensionen bzw. Lösungen bilden und somit quasi wie Flüssigkeiten gehandhabt und verarbeitet werden.
Zur Modifikation von Nanopartikeln kann z. B. eine Schutzhülle aufgebracht werden, die deren
Handhabung erleichtert. Die Schutzhülle kann später entweder durch Wärmebehandlung oder unter
Vakuum entfernt werden, durch ihre Eigenschaften zur Selbstorganisation der Nanopartikel beitragen oder
als Dielektrikum die elektrischen Eigenschaften beeinflussen. Die auf das Substrat bzw. auf eine bereits
vorhandene Schicht aufgebrachten Nanopartikel können entweder in disperser Form belassen werden um
größenabhängige Eigenschaften auszunutzen, oder bei niedrigen Temperaturen gesintert werden.
Die geringe Größe nanostrukturierter Materie bedingt chemische und physikalische Eigenschaften, die denen
der jeweiligen Festkörper (bulk) nicht zu eigen sind. Das Auftreten dieser Eigenschaften wird unter
dem Begriff Quantengrößeneffekte (quantum size effects) zusammengefasst. Aufgrund der zur
Auswahl stehenden Materialvielfalt können sowohl elektrisch funktionale Schichten aus leitendem,
halbleitendem und isolierendem Material, als auch chemisch und physikalisch aktive Schichten verwirklicht
werden: So können dünne nanostrukturierte Schichten als Lichtbarriere, Diffusionsbarriere,
Passivierungsschicht oder Strukturschicht dienen.
Zur Reproduktion von funktionalen Struktureinheiten können die Nanopartikel aus der Suspension
abgeschieden oder durch Druckverfahren in der Suspension auf ein Substrat aufgebracht werden. Prinzipiell
sind durch sukzessives Aufbringen mehrerer Schichten von nanostrukturierter Materie Strukturen in drei
Dimensionen zugänglich. Wesentlich für die Realisierung von Bauelementen auf der Basis von
nanostrukturierter Materie ist neben der elektrischen Kontaktierung der funktionalen Einheiten eine
gleichmäßig dichte Anordnung der Nanopartikel in Form von Mono- und Multischichten. Diese kann
durch das Aufbringen von dünnen Filmen durch spin- und dipcoating oder durch verschiedene
Drucktechniken erreicht werden. Dazu eignen sich sowohl Verfahren aus dem Bereich des
impact-Drucks (Hoch-, Tief-, Flach- und Siebdruck) als auch des non-impact-Drucks
(Tintenstrahldruck, airbrush, Gießen). Dabei ist eine an das konventionelle Drucken angelehnte
Arbeitsweise nicht zwangsläufig auf eine spezielle Atmosphäre oder ein bestimmtes Substrat festgelegt.
Die bei der bottom-up-Strategie angewandte additive und damit materialsparende Arbeitsweise konnte
bisher noch nicht in einem großtechnischen Prozess verwirklicht werden. Jedoch lassen die mit dem
Auftreten von Quantengrößeneffekten einhergehenden Forschungsaktivitäten auf eine Anwendung von
nanostrukturierter Materie in funktionalen Bauelementen hoffen.
Forschungsschwerpunkt
Schwerpunkt meiner Forschung ist die Untersuchung des elektrischen Transports in dünnen
Nanopartikel-Schichten aus halbleitenden Materialien. Die Untersuchungen sollen einen Beitrag zur
Antwort auf die Frage leisten, in wieweit in solchen Systemen eine hinreichend hohe Leitfähigkeit
auftritt um daraus aktive elektronische Strukturelemente verwirklichen zu können. Dazu werden selbst präparierte
Modellsysteme mit Hilfe der Impedanz-Spektroskopie
charakterisiert.
Veröffentlichungen
- [1] J. Nelles, D. Sendor, A. Ebbers, F.-M. Petrat, H. Wiggers, Ch. Schulz, U. Simon, Colloid. Polym. Sci. 2007, 285(7), 729-736;
doi: 10.1007/s00396-006-1622-4.
- [2] J. Nelles, D. Sendor, M. Bertmer, A. Ebbers, F.-M. Petrat, U. Simon, J. Nanosci. Nanotechnol. 2007, 7(8), 2818-2822;
doi: 10.1166/jnn.2007.866.
- [3] J. Nelles, D. Sendor, F.-M. Petrat, U. Simon, Chemie Ingenieur Technik 2007, 79(9), 1460-1461;
doi: 10.1002/cite.200750277.
- [4] A. Sinitskii, St. Neumeier, J. Nelles, M. Fischler, U. Simon, Nanotechnology 2007, 18(30), 305307;
doi: 10.1088/0957-4484/18/30/305307.
- [5] J. Nelles, D. Sendor, F.-M. Petrat, U. Simon, J. Nanopart. Res. 2009, 12(4), 1367-1375;
doi: 10.1007/s11051-009-9676-0.
- [6] J. Nelles, E. Rodríguez Castellón, U. Simon, Mater. Res. Soc. Symp. Proc. 2011, 1359mrss11-1359-nn11-10
doi: 10.1557/opl.2011.769.
Tagungsbeiträge: Poster & Vorträge
- [1] J. Nelles, D. Sendor, F.-M. Petrat, U. Simon,
Functionalization of silicon nanoparticles via hydrosilylation with 1-alkene.
13. Vortragstagung der Wöhler-Vereinigung für Anorganische Chemie, Aachen, Germany, 2006.
- [2] J. Nelles, D. Sendor, U. Simon,
Functionalization of Silicon Nanoparticles via Hydrosilylation with 1-Alkenes.
COE-LCC Keio-Aachen joint symposium, Aachen, Germany, 2006.
- [3] J. Nelles, D. Sendor, U. Simon,
Functionalization of Silicon Nanoparticles via Hydrosilylation with 1-Alkenes.
nanoelectronic days, Aachen, Germany, 2006.
- [4] J. Nelles, D. Sendor, F.-M. Petrat, U. Simon,
Funktionalisierung von Silicium-Nanopartikeln.
ProcessNet-Jahrestagung, Aachen, Germany, 2007.
- [5] J. Nelles, U. Simon,
Preparation and electrical characterization of silicon nanoparticles.
8th International Symposium on Electrochemical Impedance Spectroscopy, Carvoeiro, Portugal, 2010.
- [6] J. Nelles, U. Simon,
Silicon Nanoparticles Stabilized with Organic Molecules: Building Blocks for Printable Electronics.
MRS Spring Meeting, San Francisco, USA, 2011.
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